Wenn Rechtsradikale, Ausländerfeinde und Rassisten aller Altersgruppen und Stände die Ansicht vertreten, dass es einerseits wertvollere Menschen gibt, und dann noch die eher weniger Wertvollen, dann kann sich diese offiziell verpönte Ansicht auf harte Tatsachen berufen. Nämlich auf die staatlich gesetzte und administrierte Unterscheidung zwischen Inländern und Ausländern. Von der einen Sorte der Menschen gibt es hierzulande zu wenig, die sollten mehr werden – das wird nicht nur von rechtsradikal Verwurzelten, sondern von Bevölkerungspolitikern und Experten moniert, wenn sie diverse Kinder- und Familiensubventionen sowie Karenzvarianten diskutieren, evaluieren und regelmäßig feststellen, dass die Fortpflanzungsfreudigkeit der Alteingesessenen doch wieder zu wünschen übrig lässt, trotz materieller Anreize in Form von Kinder- und Karenzgeld. Der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen ist neuerdings in diesen Kreisen ein Schlager, damit die weibliche Bevölkerung die Doppelbelastung besser verkraftet. Zugleich muss diese ansässige und vermehrungswürdige, weil wertvolle Bevölkerung vor dem Andrang von „Wirtschaftsflüchtlingen“ und „Scheinasylanten“ „geschützt“ werden.
In Österreich gibt es obendrein schon zu viele Angehörige einer Sorte von Menschen, die der Staat hier nicht haben will. Die sollen sich vermindern, durch Abschiebung, und das funktioniert oft zufriedenstellend und unauffällig; es liefert sogar Stoff für die Volkserziehung bezüglich der Frage, ob es immer die Richtigen erwischt: Z.B. dann, wenn sich eine Deportation schwierig gestaltet, wie vor zwei Jahren in Vorarlberg, wo sich ein halbes Dorf zwischen die Behörden und die Betroffenen gestellt hat, oder wenn die dadurch bekannt gewordene Familie Zogaj nach einigem Gezerre „freiwillig“ das Land verlässt, um der behördlichen Abschiebung zu entgehen, weil die Regierung öffentlichkeitswirksam ein Exempel statuieren wollte: Diese Familie hätte sich ihre Integration rechtswidrig erschlichen, und das wollte der Rechtsstaat nicht dulden.
Eine Ungerechtigkeit im Zusammenhang mit der „Ausländerfrage“: Nicht wenige meinen, die Ausländerpolitik oder wenigstens diese spezielle hiesige Ausländerpolitik gäbe es wegen der FPÖ. Das ist sachfremd, dann in dieser Frage herrscht substantiell der Konsens der Demokraten. In solchen „kritischen“ Vorstellungen wird – analog zu den rechten Vorstellungen vom Ausländer als dem Schuldigen für die Arbeitslosigkeit der Inländer – eine Partei zum Sündenbock für eine Ausländerpolitik gemacht, die wohlmeinende Inländer „ihrem“ geliebten Staat einfach nicht zutrauen.
Es geht an der Sache vorbei, wenn unter „Rassismus“ in etwa verstanden wird, dass in uns allen aus unerfindlichen Gründen „Vorurteile“ schlummern, wie etwa das böse N-Wort oder auch das schlimme Z-Wort; so dass wir vor allem einmal auf uns selbst und auch auf andere aufpassen müssen, damit „rassistische Sprüche“ nicht aus uns herauskönnen. Falls doch, führen sie „im Gemeindebau, am Stammtisch, in der Schule, am Arbeitsplatz und der Diskothek“ (Aufruf Rassismusfreie ZoneN) womöglich zu Benachteiligung und Diskriminierung, und werden auch noch von der FPÖ stimmenmäßig ausgebeutet, so dass dadurch völlig unpolitische und haltlose Ressentiments in die sonst so gemütliche staatliche Ausländerpolitik einfließen. – Liebe Leute, in dieser Vorstellung steht die unangenehme Welt der Inländer- und Ausländerpolitik völlig auf dem Kopf. Denn:

Rassismus ist das konsequente nationale Wir-Gefühl!
Gelegenheit zur Beschwerde und Diskussion: Man sieht sich am Mittwoch den 10. 10.!

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