ZU DER KONFERENZ UND DEM BUCH

 

Als Tamás Krausz, Ádám Markus und ich im Herbst 2010 begannen, diese Konferenz zu organisieren, deren Ergebnisse wir hiermit vorlegen, hatten wir unterschiedliche Ziele vor Augen, die sich nicht widersprachen, sondern ergänzten.

Tamás Krausz wollte darauf hinweisen, daß rechtsradikales Gedankengut und dessen politische Umsetzung in Form von Rassismus, Verfolgung nationaler und gesellschaftlicher Minderheiten ein integrales Moment des kapitalistischen Wirtschaftssystems und des auf diesem beruhenden imperialistischen Staatengegensatzes ist. Er wollte also in erster Linie darauf hinweisen, daß Demokratie und Faschismus zwei Formen bürgerlicher, dem Kapital dienender Herrschaft sind, und nicht in dem Gegensatz zueinander stehen, der von vielen Antifaschisten immer behauptet wird.

Ádám Markus hat sich im Laufe seines Geschichtestudiums mit den rechtsradikalen Traditionen und der gegenwärtigen politischen Entwicklung in Ungarn beschäftigt. Ihm war es in erster Linie ein Anliegen, die derzeitige politische Situation in Ungarn in einen internationalen Kontext zu stellen und zu zeigen, daß Ungarn keineswegs der  Sonderfall ist, als der es im öffentlichen Diskurs seit einigen Jahren gehandelt wird.

Meine Motivation, diese Konferenz zu organisieren, bestand darin, eine theoretische Grundlage für den Umgang mit rechtsradikalem Gedankengut zu schaffen. Mir schwebte vor, Gegner des Rechtsradikalismus und Neofaschismus zu versammeln, um sich einmal darüber zu verständigen, aus welchen Quellen diese Vorstellungen und Weltbilder sich speisen, welchen Stereotypen sie verpflichtet sind, und inwiefern sie mit den gängigen Vorstellungen über Demokratie  verwandt sind.

Diese Erwartungen hat die Konferenz selber leider kaum erfüllt.

Wir präsentieren deshalb diesen Band als eine theoretische Grundlage für antikapitalistische Faschismuskritik, die über Österreich und Ungarn hinaus möglichst viele Leute inspirieren möge – für diejenigen, die sich für Argumente interessieren, und diese Form der politischen Betätigung als zielführend begreifen.

A. Lanier

 

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Wie Ungarn von besorgten Demokraten besprochen wird

 

In Ungarn ist derzeit und schon länger – soweit ist die übliche Berichterstattung korrekt – die Demokratie in Schwierigkeiten. Sie wird von den demokratisch gewählten Machthabern auf ein – für sie und für den von ihnen eingeschlagenen Weg aus der Krise – halbwegs erträgliches Maß zurechtgestutzt.

Im Unterschied zur üblichen Berichterstattung soll allerdings diesmal nicht die Frage gewälzt werden, ob „die“ das denn dürfen, sondern warum „die“ das denn tun! Und zwar anhand der speziell demokratischen Momente des Staat-Machens, als da wären die Gewaltentrennung, die Parteienkonkurrenz und die demokratische Öffentlichkeit. Auch die ungarische Korrektur falscher Vorstellungen von „Freiheit“ durch die Devise „ora et labora“ gehört erwähnt.

Darüber wird sich auch klären, wieweit die ungarischen Zustände zum heutigen Europa passen. These: Sie sind ein lupenreines Produkt der westlichen Zivilisation.

H. Auinger

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Über den Wert bürgerlicher Anerkennung und den Irrtum, das würde materielle Benachteiligung mildern

Wenn Thilo Sarrazin und andere Politiker*innen sich abfällig über bestimmte Bevölkerungsgruppen äußern, so wird meist skandalisiert, dass den Menschen, über die da gesprochen wird, abgesprochen wird, vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu sein. Angesichts des Umstands, dass diese Menschen in den bestehenden Verhältnissen besonders schlecht vorkommen, wird geschlussfolgert, dass es erstrebenswert sei, ein rundum anerkannter Bürger zu sein. Dagegen soll im Rahmen des Beitrags "Was ist ein ökonomisch brauchbarer Bürger?" gesagt sein, dass diese negative Bestimmung das Wesen der Bürgerschaft verfehlt.

Bei der Buchpräsentation werden ausgewählte Zitate (von PolitikerInnen, JournalistInnen und Initiativen) präsentiert, denen sich entnehmen lässt, welche Erwartungen an die Mitglieder der bestehenden Gesellschaft herangetragen werden.

L. Gruber

 

Buchpräsentation der Texte der Konferenz: Mittwoch, 2. Oktober 2013, 19 00, Republikanischer Club, Rockhgasse 1, 1010 Wien

Die Konferenz

Das präsentierte Buch:

Erhältlich bei Book on Demand bzw. in Wien in der Buchhandlung Bartalszky

Auf ungarisch:

Buchpräsentation als Audio-Datei

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